Starforce: Ein respektloser Kopierschutz

Fundgrube

Dieser Artikel stammt aus 2005 vom privaten Blog des straightvisions Gründers Matthias Bathke. Inzwischen gibt es das damalige Blog nicht mehr. Da dieser Artikel aber noch auf manchen Websites als Quelle fungiert, stellen wir ihn hier weiter zur Verfügung.

Frisch ausgepackt und voller Vorfreue lege ich die für knapp 40 Euro legal erworbene Spiele CD des Adventures Still Life ins CD-ROM-Laufwerk. Ich starte die setup.exe, und wähle Installationsart und Pfad aus, EULA abnicken nicht vergessen.

Doch während der Installation ein Lesefehler: CRC-Prüfung: Fehler bei der Komponentenübetragung. Der Start einer leidigen Suche nach der Ursache… die ersten Schritte:

  • CD-Rom eventuell schon zerkratzt oder dreckig?
  • Anderes Laufwerk ausprobiert (mit eventuell besserer Fehlerkorrektur beim Lesen)?
  • Danach: Mehrmals auf Widerholen geklickt.
  • Dann einfach auf Ignorieren und weiter mit dem Setup.

Irgendwann und 5 Lesefehler später wurde das Setup vollendet. Der erste Start des Spiels: Eine mysteriöse nochmalige Aufforderung etwas zu akzeptieren, das keinen Namen, keine Inhalte, keinen Hinweis enthält außer die darauf folgende Aufforderung den Computer bitte neu zu starten.

Befohlen – getan. Endlich das Spiel starten, hoffentlich funktioniert es trotz der Lesefehler. Trügerisches Glück: Keine Fehlermeldung beim Start, erstes kurzes Intro erscheint, danach: Schwärze und knacksender Sound. Nichts zu machen.

Bei näherer Betrachtung der CD erkenne ich am Rand leichte Kerben oder Furchen. Ein Produktionsfehler? Schnell zu Saturn, Datenträger mit Quittung umtauschen gehen. Der Defekt ist immerhin direkt am darauffolgenden Tag von mir gemeldet worden.

Eine Testinstallation der neuen Datenträger auf einem Testrechner bei Saturn ergab keine Probleme. Die alten wurden erst gar nicht getestet. Also mit den neuen Datenträgern nach Hause, direkt installieren und wieder: CRC-Fehler. Dann die Entdeckung: Möchte ich parallel zur Installation diese minimieren um beispielsweise nebenbei im Internet zu surfen, produziert dies bereits den ersten CRC-Error.

Also nochmal Installation anwerfen und die Maus höchstens bewegen um beim Wechsel des Datenträgers auf CD 2 diesen Vorgang zu bestätigen.

Und siehe da: Diesmal keine Fehlermeldungen, alles funktioniert und nach der Installation lässt sich das Spiel auch starten.

Dennoch wird der Starforce-Kopierschutz in Insiderkreisen bereits als „Virus“ gebrandmarkt und von vielen Spielern und versierten potentiellen Käufern boykottiert. Starforce soll sich laut einiger Erfahrungsberichte so tief in die Betriebssystemstruktur einpflanzen, dass es gar zu Treiberkonflikten kommt. Der Hersteller selbst bezeichnet das Produkt in einer Stellungnahme als Treiber, der nur beim Starten des Produktes(Spiel, Programm) gestartet und danach auch wieder beendet wird.

Doch auch erhebliche Sicherheitsprobleme ziehen solche agressiven Verfahren mit sich: So konnte man durch Hacking bei einer frühen Version des Kopierschutzes Administratorrechte in einem Windowssystem erlangen, selbst wenn man über einen eingeschränkten Account eingeloggt war. Die behobene Sicherheitslücke wurde von dem Hersteller dennoch nicht als kritisch eingestuft, da laut Ihren Aussagen ohnehin die meisten Anwender mit Administratorrechten arbeiten. Frei nach der Devise: Herstellerschutz vor Anwenderschutz.

Fazit

Schade, dass die Verfahrensweisen der Softwarehersteller in so verschwenderischer und unbedachter Weise mit den technischen Möglichkeiten umgehen. Kein Spiel konnte bisher trotz restriktiven Kopierschutz auf lange Zeit vor Cracking bewahrt werden. Wozu also der Wettkampf und der Kolleteralschaden der bei den Kunden angerichtet wird?

Am Ende treibt man die Kunden hin zu den Cracking-Seiten, zu den Tauschbörsen, in denen Tools oder ganze gepatchte Datenträger-Images kostenlos feilgeboten werden, die schlichtweg einfach mehr Kompatibilität und weniger Bugs versprechen.

Denn weitere Extras bietet das außer eine auf wenige Seiten reduzierte beigelegte Anleitung verkaufte Originalexemplar nicht.

Nur Probleme, keine Goodies, kein Vorteil, keine Kundenbindung. Nur ein sagenhaft schönes Spiel, das in Ketten gelegt und mit schwarzen Urheberrechts-Runen advokatisiert wird.